Erich Kästner
Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!
Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn
in den Büros, als wären es Kasernen.
Dort wachsen unterm Schlips Gefreitenknöpfe.
Und unsichtbare Helme trägt man dort.
Gesichter hat man dort, doch keine Köpfe.
Und wer zu Bett geht, pflanzt sich auch schon fort!
Wenn dort ein Vorgesetzter etwas will
- und es ist sein Beruf etwas zu wollen -
steht der Verstand erst stramm und zweitens still.
Die Augen rechts! Und mit dem Rückgrat rollen!
Die Kinder kommen dort mit kleinen Sporen
und mit gezognem Scheitel auf die Welt.
Dort wird man nicht als Zivilist geboren.
Dort wird befördert, wer die Schnauze hält.
Kennst Du das Land? Es könnte glücklich sein.
Es könnte glücklich sein und glücklich machen?
Dort gibt es Äcker, Kohle, Stahl und Stein
und Fleiß und Kraft und andre schöne Sachen.
Selbst Geist und Güte gibt's dort dann und wann!
Und wahres Heldentum. Doch nicht bei vielen.
Dort steckt ein Kind in jedem zweiten Mann.
Das will mit Bleisoldaten spielen.
Dort reift die Freiheit nicht. Dort bleibt sie grün.
Was man auch baut - es werden stets Kasernen.
Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!
Erich Kästner: Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn? (1927)
"Dort reift die Freiheit nicht. Dort bleibt sie grün." - und zwar olivgrün.
AntwortenLöschenBei solchen Charaktermasken wie Panzer-Toni und Kanonen-Annalena bekommt man Brechreiz. Aber den bekam man schon 1999 als bei einem Herrn Josef Fischer Auschwitz als Vorwand für den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien herhalten musste. Damals gab es noch innerparteilichen Widerstand, jetzt werden Waffenlieferungen nur noch geifernd abgenickt. Wer den völkerrrechtswidrigen Angriffskrieg von Putin anklagt, vom NATO-Imperialismus aber schweigt, lügt und betreibt Propaganda.