Montag, 14. Februar 2022

Friedensbewegung vs. Kriegsbewegung

 

"(...) Die Friedensbewegung hat leider nie viel erreicht. Die Kriegsbewegung schon. Jeder Krieg bedarf der rhetorischen und psychologischen Mobilisierung. Deswegen ist der mächtige Chor der Willigen aus dem Kulturbetrieb ein beunruhigendes Signal.

Historische Analogien werden ja oft beschworen. Ich glaube nicht, dass Geschichte sich buchstäblich wiederholt, dennoch ist die Ähnlichkeit nicht zu übersehen. Auch 1914 bei Beginn des ersten großen Krieges, waren die Friedenskräfte verstummt.

Ganz ohne die später von den Nazis erzwungene Gleichschaltung schien die kultivierte Öffentlichkeit plötzlich mit einer stimme zu sprechen. In der Presse hagelte es kriegstreibende Aufrufe und Manifeste.

Nur ein einziger Mann stimmte im Reichstag gegen die Bewilligung der Kriegskredite, gegen alle Abgeordneten aller Parteien, Und noch im Oktober, als das Morden auf den Schlachtfeldern bereits lief, fand es 93 "Vertreter deutscher Wissenschaft und Kunst" angemessen, einen "Aufruf an die Kulturwelt" zu verfassen, in dem sie Deutschland bescheinigten, das "Äußerste" getan zu haben, um den Krieg zu verhindern, während sie die Gegner Deutschlands der Grausamkeit, des Meuchelmords und des verrats an der europäischen Zivilisation beschuldigten.

Wie gesagt, Geschichte wiederholt sich nicht. Trotzdem könnte man aus ihr lernen."


Eugen Ruge, Schriftsteller


Quelle: Süddeutsche Zeitung, 9. Februar 2022, S.9


2 Kommentare:

  1. Ein bemerkenswertes Statement von Eugen Runge im SZ-Feuilleton, das sich wohltuend von einer Kriegshetzerin wie Herta Müller abhebt. Allerdings sind im SZ-Politikressort ebenfalls die Kriegstreiber tonangebend.

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  2. Bei den Verhandlungen zur Wiedervereinigung versprach der Westen der Sowjetunion, dass es keine Osterweiterung der Nato geben würde. Genscher hat dies vor Jahren im Spiegel bestätigt. Und der Naivling Gorbatschow glaubte das. Seitdem expandierte die NATO ungeniert nach Osten: Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Montenegro, Nordmazedonien und Polen. US-Militärstützpunkte wurden in den südlichen Republiken der ehemaligen Sowjetunion errichtet: Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan, Kirgisistan, Kasachstan. Japan soll militärisch aufgerüstet werden. Und schließlich sollten auch noch die Ukraine und Georgien dem NATO-Imperium einverleibt weden. Wer ist hier also der Aggressor?

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