Montag, 28. Februar 2022

Abwärtsspirale beim Entgelt

Statistikamt legt Zahlen vor 

Gewerkschaften wollen Reallohnplus

 

 

Was viele durch die Notizen in ihrem Haushaltsbuch längst bemerkt haben, ist nun amtlich: Es fehlt Salär in der Lohntüte. Das Statistische Bundesamt legte am Mittwoch die Zahlen vor. Die Reallöhne gingen demnach 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozent zurück. Zum zweiten Mal in Folge. Im Jahr zuvor lag der Reallohnrückgang sogar bei 1,1 Prozent. Ein doppeltes Minus hat es den Statistikern zufolge seit 2007 nicht mehr gegeben.

Zwar stiegen die Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen im vergangenen Jahr um rund 3,1 Prozent. Davon spüren Beschäftigte indes nichts – der Grund: Die Verbraucherpreise schnellten im Jahresdurchschnitt um 3,1 Prozent in die Höhe. Und die Aussichten sind schlecht. Das kapitalnahe Ifo-Institut prognostizierte jüngst für das laufende Jahr eine Inflationsrate von vier Prozent. Ein Warnsignal: Das wäre der stärkste Anstieg seit 1993, als die Teuerung 4,5 Prozent betragen hatte. Nur, wie lässt sich diese Abwärtsspirale bei den Einkommen stoppen?

Die Vize-Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis sagte am Mittwoch: »Wer glänzende Geschäfte auch aufgrund der Pandemie macht, Versicherungen, Banken oder die Deutsche Telekom etwa, muss Beschäftigte an Gewinnen beteiligen.« In den nächsten Tarifrunden gehe es um Reallohnzuwächse, so Kocsis weiter. Ähnlich argumentiert die IG Bau. »Künftige Tarifabschlüsse in unseren Branchen müssen über der Inflationsrate liegen«, erklärte deren Pressesprecher Frank Tekkilic gleichentags.

Krisenverlierer seien vor allem die, »die ohnehin jeden Euro zweimal umdrehen müssen«, sagte der gewerkschaftspolitische Sprecher der Linke-Bundestagsfraktion, Pascal Meiser. Dabei drohten gerade Beschäftigte ohne Tarifvertrag materiell abgehängt zu werden. Deshalb solle mittels eines Bundestariftreuegesetzes die Tarifflucht verhindert werden, so Beate Müller-Gemmeke, Berichterstatterin für aktive Arbeitsmarktpolitik der Grünen im Bundestag. Pascal Kober, arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, sieht hingegen keine dramatische Entwicklung und verweist auf das Plus bei Bruttolöhnen. Das reicht Koscsis von Verdi nicht. Unternehmen und Branchen, die Löhne weiter drücken, müssten auch mit Streiks rechnen.

 

 

1 Kommentar:

  1. Bei Hugendubel bin ich schon seit Jahren in einer Abwärtsspirale und das nicht als Gutverdienerin, sondern als Beschäftigte im Niedriglohnsektor. Und bevor jetzt wieder so ein Klugscheisser nachfragt: ja, ich war bei jedem Streik dabei.

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