Schriftsteller - Kapitalismus - Kritik
Das Netzwerk "Richtige Literatur im Falschen"
Das Netzwerk Richtige Literatur im Falschen kommt in unregelmäßigen Abständen zusammen, um über Schreiben und Literatur im Kapitalismus zu sprechen.
Das Netzwerk hat sich 2015 als loser Diskussionszusammenhang in Berlin gegründet. Im Zentrum der Debatten steht die Frage nach einer politisch-engagierten, realistischen Literatur heute.
Eine Besonderheit ist, dass dabei Autor:innen und Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen aufeinandertreffen, um von ihren jeweils verschiedenen Perspektiven aus die Themen zu betrachten.
Globale Wirtschafts- und Finanzkrise, Umverteilung von unten nach oben, fortgesetzte Ausbeutung der Ressourcen und Klimawandel, soziale Exklusion vieler Menschen in den europäischen Industrieländern und noch mehr in der so genannten Dritten Welt, zunehmende Intensivierung der Arbeit und wachsende Arbeitsbelastung – das sind nur einige Stichworte einer hochkomplexen Gemengelage. Wie kann man darüber literarisch schreiben? Können und müssen das Themen für die zeitgenössische Literatur sein? Gibt es überhaupt Auswege, der Integrationsfähigkeit des kapitalistischen Systems schreibend zu entkommen? Was ist die Rolle von Schriftstellern im globalen Kapitalismus? Lässt sich ein dauerhafter Arbeitszusammenhang von Autorinnen und Autoren organisieren?
In den letzten 30 Jahren hat sich das Erscheinungsbild des Kapitalismus entscheidend verändert. Diesen Prozess gilt es auszuloten als den realen sozialen Raum, in dem sich Literatur bewegt und den sie reflektiert. Als Aspekte seien genannt: Fragen der Veränderung der Produktionsweise (Computerisierung, High-Tech-Kapitalismus, flexible Spezialisierung), der Internationalisierung (Transnationalisierung, globale Wertschöpfungsketten), die Finanzialisierung, die Veränderung von Staatlichkeit (Internationalisierung des Staates, „Neuer Konstitutionalismus“, Workfare), die Veränderungen in der Arbeitswelt (Prekarisierung, Fraktalisierung, sekundäre Ausbeutung, Landnahme), die Veränderungen in den Geschlechterverhältnissen (Feminisierung der Arbeitsmärkte, Care-Economy), die allgemeinen Formen der Subjektkonstitution im Neoliberalismus und das Verhältnis von Kapitalismus und Demokratie im Kontext der globalen Krise.
Wie steht es um die Gegenwartsliteratur? Inwiefern ist diese im Stande, zentrale Veränderungen in der Arbeits- und Lebenswelt des Kapitalismus im 21. Jahrhundert ästhetisch zu reflektieren und kritisch zu verarbeiten? Begrifflich wäre zu unterscheiden zwischen einem analytischen, sozialen und einem Pseudo-Realismus. Ausgangspunkt ist unter anderem die 2014 von Florian Kessler in der ZEIT angestoßene Debatte über die vermeintliche „Bravheit“ der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Die Tragfähigkeit von Kesslers These wird diskutiert, der zufolge die (Ober- und Mittel-)Klassenherkunft vieler zeitgenössischer Schriftsteller den Blick für die Veränderungen der sozialen Wirklichkeit tendenziell verstelle und dazu führe, dass diese weitgehend aus dem literarischen Stoffpotenzial ausgeklammert bleibt. Gleichzeitig wird ein Seitenblick auf die internationale Literatur und deren Aufarbeitung der gesellschaftlichen Lagen unternommen.
Weitere Infos: Richtige Literatur im Falschen
https://richtigeliteraturimfalschen.de/
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