Mittwoch, 24. August 2011

Null-Euro Jobber bei Hugendubel


Praktikanten - Billige Arbeitskräfte?

Zahllose Berufseinsteiger und auch Arbeitslose durchlaufen jährlich Praktika in der Hoffnung danach einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu ergattern.
Auch bei der Firma Hugendubel sind Praktikanten gerne gesehen. Mit ihnen werden unter anderem die sogenannten „Löcher gestopft“. Von diesen „Löchern“ gibt es bei Hugendubel sehr viele, da schlicht und einfach zu wenig Personal vorhanden ist.
Unser Appell: Keine billigen Arbeitskräfte beschäftigen, sondern endlich mehr BuchhändlerInnen einstellen!


Schülerpraktika von 1 bis 2 Wochen stellen ein geringes Problem dar. Doch sollten Augen und Ohren offen gehalten werden, wenn Studenten im Zuge ihres Studiums ein mehrwöchiges bzw. mehrmonatiges Praktikum in der Filiale absolvieren - vor allem wenn ein Student als vollwertige Arbeitskraft eingesetzt wird. Es sind bei Hugendubel Fälle bekannt, in denen Studenten 1-jährige Praktika (im Wechsel mit dem Uni-Besuch) absolvierten und eine Vergütung von gerade einmal knapp 150.- Euro im Monat erhielten.
Aus der Führungsetage hört man sogar solche Behauptungen wie: Praktika, die einem Studium dienen, DÜRFEN gar nicht bezahlt werden!

Da Schüler und Studenten ein Praktikum zum Zwecke des „Hineinschnupperns“ in das Berufsleben durchlaufen und natürlich mit Recht einen Ansprechpartner in der Filiale erwarten, sei die Frage erlaubt, wie die BuchhändlerInnen diese Betreuung überhaupt gewährleisten können?
Nur mit Mühe können die wenigen Azubis eingewiesen bzw. angelernt werden. Wie soll dies dann bei Praktikanten funktionieren?
Es ist allgemein bekannt, dass die Auszubildendenbetreuer nur wenig Zeit haben, sich intensiv um die Azubis zu kümmern. Dies liegt unter anderem natürlich an dem Personalmangel, der in allen Filialen vorherrscht.


Günstig, günstiger, Praktikant

Es geht nicht an, daß Praktikanten einen vollwertigen Arbeitnehmer ersetzen und das auch noch völlig ohne Gehalt. Dafür gibt es nur eine Bezeichnung: Ausbeutung.
Bei den meisten Hochschulstudien ist ein Praktikum ein Muss. Wenn aber Unternehmen -wie auch Hugendubel- diese Pflichtpraktika dazu nutzen, um unterbezahlte oder sogar unbezahlte Arbeitskräfte zu beschäftigen, muß dem Einhalt geboten werden.
Hochschulabsolventen haben heutzutage selten die Möglichkeit sofort nach ihrem Studium ein festes Arbeitsverhältnis zu erhalten. Oft erreichen sie nur durch Trainee-Programme den angestrebten Beruf. Trainee-Gehälter liegen dabei fast immer unter den branchenüblichen Gehältern.
Hugendubel hatte vor einiger Zeit auch so eine Trainee-Stelle in der Personalabteilung in München ausgeschrieben. Gesucht wurde selbstverständlich ein Hochschulabsolvent mit abgeschlossenem Studium. Es wundert niemand, dass diese Stelle befristet war und nur ein Bruttogehalt von knapp 1500.- Euro gezahlt wurde.

Durch die immer dünner werdende Personaldecke sind KollegInnen in den Filialen oftmals dankbar, Hilfe von Praktikanten zu erhalten. Allerdings sollten sie sich bewusst sein, dass durch Praktikanten, Arbeitsplätze verdrängt werden. Die Stelle, die der Praktikant ausfüllt, könnte mit einer/m BuchhändlerIn bzw. mit einem Auszubildenden besetzt werden. Wir alle sollten die Ausbeutung dieser jungen Menschen nicht unterstützen und NEIN dazu sagen!


Ausbeutung - Schwer gemacht!

Bei diesem Thema ist der Betriebsrat gefragt. Er muß genau prüfen, wie viele Praktikanten im Unternehmen tätig sind und ob diese auch als solche im Betrieb eingesetzt werden. Vereinzelt kam es sogar vor, dass normale Arbeitsstellen dauerhaft mit wechselnden Praktikanten besetzt wurden. Außerdem wird durch zu viele Praktikanten das Lohnniveau nach unten gedrückt.
Es gibt bei Hugendubel Betriebsräte, die außer Schülerpraktika keine anderen Praktika genehmigen. Dies ist eine gute Möglichkeit längerfristige Praktika und dadurch die Ausbeutung der jungen Leute zu verhindern.
Sollten Praktikanten, ausnahmsweise doch länger beschäftigt werden, ist unbedingt darauf zu achten, dass ein angemessenes Entgelt gezahlt wird. Darauf sollte der Betriebsrat bestehen. Nur unter dieser Voraussetzung sollte er einem Praktikum zustimmen.

Der Münchner Betriebsrat hat für sein Gremium Richtlinien für die Beschäftigung von Praktikanten erarbeitet.
Ziel ist es zu verhindern, dass unbezahlte PraktikantInnen ordentliche Arbeitnehmer ersetzen.
Hier ein kurzer Auszug:

  • Unbezahlte Praktika, die länger als 4 Wochen dauern werden nicht zugelassen, ansonsten ist eine an der Ausbildungsvergütung orientierte Bezahlung zu leisten.
  • Außerdem dürfen Praktikanten nicht wie normale Mitarbeiter in die Arbeitsabläufe eingegliedert werden.
  • Es darf keine bezahlte Arbeit ersetzt werden und in einer Filiale dürfen Praktika nicht unmittelbar aufeinander folgen.

Seit Bekanntgabe dieser Richtlinien, erhält der Münchner BR nur noch Anhörungen über unbezahlte Praktika von bis zu 3 Wochen. Wie soll man das nun interpretieren?

Hier noch ein Beitrag und eine interessante Diskussion im Börsenblatt zum Thema „Praktikum“:

http://www.boersenblatt.net/417554/

1 Kommentar:

  1. Lesetipp:
    Ein interessanter Artikel zum Thema Leiharbeit und der Firma Teamwork ist in der aktuellen Ausgabe des "Stern" zu finden.

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