Donnerstag, 23. Juni 2011

MEDIEN-LINKS: "Der Beruf des Buchhändlers wird immer riskanter"


... schreibt die FAZ.

... außerdem: Die Wahrheit über "Kernkompetenzen" und "Filialnetzoptimierungen"  ...


... sowie - ein weiterhin aktuelles Bild:

WIE LANGE NOCH ?    (Foto:wallguenter)


Zum "Berufsrisiko Buchhändler"... 

bemerkt die FAZ anlässlich der Berliner Buchtage (und angesichts der DBH-Politik): 

Wenn man nicht überhaupt entlassen wird, verdient man wenig, hat familienunfreundliche Arbeitszeiten - und vor allem weiß man, dass die Zukunft enger wird mit jedem Tag.


Vor dem "Prinzip Tchibo" im Buchhandel warnt bezeichnenderweise Tchibo-Chef Markus Conrad (vormals Libri-Manager) im Börsenblatt - und kritisiert vor allem die Großfilialisten: 

Bei zu starken Personalabbau droht der Verlust der Kundenbindung;  
Großflächen verkommen zu Servicewüsten;
mit dem "Hissen der Non-Book-Flagge" droht (durch beliebige Non-Books) der Verlust des Kundenvertrauens: nämlich des Vertrauens in die "Kernkompetenz" des Buchhandels.
Man darf sich nicht der Abwärtsspirale hingeben, sonst ist die eigene Kultur bald so kaputt, dass man keine neue mehr darauf aufbauen kann.

und Gaby Marx (Beratung für Sortimentsstrategie) ergänzt in ihrem Kommentar:

Nonbooks sind kein Selbstzweck und kein Allheilmittel, sondern müssen gezielt und mit Augenmaß zur Illustrierung der Buchthemen eingesetzt werden. 
Wem die inhaltliche Kompetenz im Buchsortiment fehlt, dem ist auch mit Nonbooks nicht zu helfen. 
Nur wer bereits eine aus Kundensicht hohe Leistung erbringt, kann mit Nonbooks einen zusätzlichen Nutzen anbieten, andernfalls verstärken sie die Wahrnehmung der vorhandenen Schwächen.

Auch Wolf-Dieter Eggert (Geschäftsführer Hueber Verlag  - sowie Vorsitzender Börsenverein LV Bayern) meint im Buchmarkt-Interview: 

man müsse endlich damit aufhören unsere Buchkultur zu verleugnen; 
und er fordert angesichts der Nonbook-Euphorie:  „Buch - statt 'Keinbuch'!“;  
außerdem hält er den "fachkundigen und belesenen Buchhändler (m/w)" für "unschlagbar" !


Nun kennen wir allerdings jene Unternehmen (und Unternehmer) nur zu gut, die meinen, diese Erkenntnisse der Branchenprofis ignorieren und in den Wind schlagen zu können: 

Qualifiziertes Buchhandels-Personal raus  -  Beratung überflüssig  -  Nonbook-Plastik-Schrott neben Mainstream-Büchertürmen  -  Expandieren um jeden Preis  -  Rendite maximieren gegen jede Vernunft  ...

dies führt dann zu Meldungen über "Rückbau", "Bereinigungen", "Filialnetzoptimierung" ...

Berliner Morgenpost:
Hugendubel schließt Filiale an Tauentzienstraße -
Gründe für die Schließung nannte Manager Thomas Nitz nicht -
Auch die Zahl der Mitarbeiter am Standort wollte er nicht nennen ...

Tagesspiegel: 
Inzwischen zweifeln Branchenkenner auch am Erfolg der Läden in der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg und in den Neuköllner Arcaden.
Dort wolle Hugendubel dem Vernehmen nach aus dem Mietvertrag raus.


„Flächenexpansion hat zu lange unser Denken dominiert“ -

so lautet die Erkenntnis von Fabio Amato, Geschäftsführer der Schweizer Buchhandelskette Orell Füssli (an der Hugendubel zu 49% beteiligt ist)

Während der Filialist DBH in Deutschland rückbaut, sendet auch der frühere Schweizer Marktführer Krisensignale (Thalia ist jetzt auch dort die Nummer eins) und schließt Filialen
- dies berichten die Schweizer Handelszeitung ("Orell Füssli: Die dunkle Seite des Buches") und der Buchreport.

Einen Tag später wird derart ehrliche Selbstkritik allerdings auf eigenartige Weise aus dem Unternehmen heraus dementiert und korrigiert (und man fragt sich, wie solch GL-interne Widersprüche zu erklären sind):

Trotz Umsatzrückgängen könne von Krise könne keine Rede sein - hält Geschäftsleitungskollege András Németh (Marketing) im Buchreport-Interview dagegen; er will lediglich „Flexibler unsere Sortimente anpassen“ und  den Terminus "Rückbau" durch eine harmlos-euphemistische "Filialnetzoptimierung" ersetzt  wissen ...



Ähnlich Widersprüchliches - wie beim Schweizer "Ableger" Orell Füssli - ist an der Geschäftsleitungs-Spitze der deutschen "Konzernmutter" DBH zu beobachten:

Zu "Bereinigungen", "Optimierungen" und "Rekorden" bei der DBH
Rückbau und Rekorde – Aussagen von Carel Halff
 
(Buchreport)

Die DBH will nach einem „FAZ“-Artikel bis Jahresende ein Zehntel der Filialen abbauen...
(Printausgabe vom 11.06.2011; S.18)


Weltbild-Chef Carel Halff begründet dies mit dem stagnierenden Buchumsatz im stationären Geschäft …
… So soll die Zahl der Filialen im DBH-Verbund (Weltbild, Jokers, Hugendubel und Wohlthat) bis zum Jahresende von mehr als 500 auf 450 zurückgehen. 
Zum Filialabbau gehörten auch Bereinigungen in Berlin, wo unter anderem die Berliner Flaggschiff-Filiale von Hugendubel am Tauentzien geschlossen und die Wohlthatsche Buchhandlung aufgeteilt würden …

Doch nun wird aus Augsburg „korrigiert“

Der „FAZ“-Artikel sei „missverständlich“. Es seien keine weiteren - bis auf die bekannten - Schließungen geplant. Halff habe vielmehr von der Entwicklung der vergangenen Jahre gesprochen...

und weiter heißt es im Buchreport:

Halff äußert sich in der „FAZ“ auch zum Internet-Geschäft bei Weltbild, das dagegen aktuell um rund 25% wachse. In den Bereichen Informationstechnologie und New Media (Internet, E-Commerce) wolle Weltbild daher investieren.

Das Ende Juni auslaufende Geschäftsjahr, so die Prognose von Halff, werde das Unternehmen mit den besten Ergebnissen der vergangenen fünf Jahre abschließen...


Wir fragen: 

Wer sagt bei DBH/Weltbild/Hugendubel/OrellFüssli wann – und warum – die Wahrheit?
Wer sagt (wann) die Unwahrheit? 
Und warum? 


Der Buchreport-Artikel endet mit: 

Der Rückbau unter dem DBH-Dach wird auch beim Wettbewerber Thalia aufmerksam verfolgt. Die bei Verdi organisierten Mitarbeiter der Berliner Thalia-Standorte kritisieren in einer „Solidaritätserklärung“ die Politik der Hugendubel-Chefetage. Diese sei dabei, „ohne Sinn und Verstand – und demnächst wohl auch ohne Mitarbeiter/innen – die ehemals größte Sortimentsbuchhandlung in Deutschland zu zerschlagen.“...




WIR ZIEHEN DIE KONSEQUENZEN AUS DER ANHALTENDEN "ERFAHRUNGSRESISTENZ" UNSERES ARBEITGEBERS:

Demnächst mehr hierzu ...

... auf diesen Seiten ...

... und innerhalb dieses Unternehmens ... 

7 Kommentare:

  1. Wenn bei Hugendubel die Entwicklung so weiterläuft wie in den letzten Jahren, wird der Beruf des Buchhändlers jedenfalls die Firma überleben. Aber vielleicht kapiert ja irgendwann doch noch einer der Verantwortlichen, daß man mit radikalem Personal- und Kompetenzabbau und dem Ersetzen von Büchern durch Nonbook-Massenware auch die letzten treuen Kunden vergrault. Wenn das jetzt sogar schon angesehene Branchenexperten und Einzelhandelsmanager formulieren (und nicht nur einfache Mitarbeiter, auf deren Meinung man nicht viel geben muß).

    Sollte es doch noch mal zu einem Kurswechsel in Sachen Sortimentsstrategie kommen, dann ist es für viele Kollegen und ihre Arbeitsplätze wahrscheinlich schon zu spät. Es ist traurig, aber man hat den Eindruck, aus unserer Führungsriege glaubt keiner mehr so recht an das Produkt Buch - auch wenn es (aus Nostalgiegründen? zu Marketingzwecken?) stets beteuert wird. Und das merken mittlerweile nicht nur die Verlage und die Konkurrenz, sondern auch die Kunden.

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  2. "Die Hugendubel-Chefetage....sei dabei, ohne Sinn und Verstand – und demnächst wohl auch ohne Mitarbeiter/innen – die ehemals größte Sortimentsbuchhandlung in Deutschland zu zerschlagen."

    Das darf so nicht passieren!! Das lassen wir nicht mit uns machen!! Wehren wir uns gegen diese arroganten und ignoranten Leute in der GL!! Dieses gezielte Tatsachenverdrehen und das Verbreiten von "Unwahrheiten" = Lügen!!

    Nächste Woche steht unsere Gegenwehr auf der Tagesordnung der Betriebsversammlung in München: Sozialtarifvertrag!! Unsere Antwort heißt Streik!!

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  3. Uns was soll ein Streik bringen? Damit verschlechtert sich das Klima nur! Wir müssen konstruktiv mit der GL reden!

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  4. Viel Spass beim konstruktiven Gespräch mit der GL, niemand hindert Dich daran! ich bin schon neugierig auf die konstruktiven Ergebnisse.

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  5. "Dialog", "Klima verbesssern", "Miteinander reden" etc. pp. Das wird seit Jahren gemacht, mit absolut NULL Ergebnis. Die GL lacht sich tot und hält uns weiter fröhlich hin.

    TRÄUM WEITER!

    HANDELN STATT REDEN!

    D.H. S T R E I K

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  6. Ein Streik dient dazu, einen konstruktiven Dialog vorzubereiten. Seit langem verweigert die Geschäftsleitung sich doch den Anliegen der Mitarbeiter. Die GL behandelt die Mitarbeiter als lästige Kostenfaktoren. Wertschätzung des Personals? Fehlanzeige! Ein Sozialtarifvertrag sei nicht nötig, obwohl mehrere Filialschliessungen vorbereitet werden und Entlassungen anstehen. Ich finde das Verhalten der GL bislang überhaupt nicht konstruktiv.

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  7. Jaja, immernoch...
    Ich bin für konstruktive Anarchie...immernoch...
    Ich schreib ja im Nachinein meinen Senf zu jedem Artikel hier...
    Konstruktiv Anarchistisch wäre es wenn wir den EK wie früher machen, nur GEHEIM...
    Jetzt isses nimmer GEHEIM...
    Ihr EK´s, ruft doch eure VK ind Büpro um die DISPO abzuquatschen solange es noch geht...
    mir fehlen im VK immer wieder die EMPFEHLTITEL, die schon lange nicht mehr auf der Bestsellerliste stehen. Und wenn einer mal was dolles lesen will finde ich keinen Hermann Hesse im Regal, weils kein Bestseller ist...aber die Bücher sind trotzdem KULT.
    und von wegen Titelabbau...warum hören wir überhaubt auf unsere Sesselpupser, wenn sie doch seit Jahren keinen Schatz mehr gefunden haben in ihrer Bürokratie?
    Sich wehren heißt auch seine Vorstellungen durchzusetzen! Macht die verdammten Regale voll, Weihnachten steht vor der Tür und ihr wollt doch nicht dastehen, wie die letzten Trottels!
    Geheimtipps sind Splitterfasernackt, Zoe und Arm sind die anderen...und was ihr sonst noch lest
    Ihr glaubt doch wohl nicht im ernst, daß die ins ZL kommen
    die sind viel zu ANSPRUCHSVOLL!
    Aber WIR sind Anspruchsvoll!!!
    SCHEIßT auf den ÄRGER und tut wofür ihr diesen Beruf erlernt habt!
    Die Grenzen der GL existieren auf unserem Schlachtfeld nur in unsrem Kopf!

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