Montag, 21. März 2011

Vom Tageslicht zur Neonröhre!


Am 15. März 2011 wurde im neuen Einkaufszentrum Pasing Arcaden eine weitere Hugendubel-Center-Filiale eröffnet. Mit dem Umzug aus der Stadtteilfiliale in der Bäckerstraße, in die nunmehr vierte Münchener Center-Filiale, ergeben sich für die Pasinger Kolleginnen und Kollegen durchaus große und ungewohnte Veränderungen und damit verbunden, verschiedene Arbeitsaufträge für den Betriebsrat. 

Hierzu hat die Blogredaktion bei Jürgen Horn (Betriebsrat München) nachgefragt:

Was bedeutete der Umzug und die Neueröffnung für die Pasinger Belegschaft?

Ich hatte den Eindruck, die KollegInnen sahen dem Umzug – wie man so sagt – „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ entgegen.

Auf der einen Seite kommt natürlich ein bisschen Wehmut auf, wenn man die Atmosphäre einer hellen, geräumigen und irgendwie auch gemütlichen Stadtteilbuchhandlung gegen die relative Enge einer Centerfiliale ohne Tageslicht eintauschen muss.
Auf der anderen Seite ist die Neueröffnung eine erforderliche zukunftssichernde Maßnahme und wird als solche auch wahrgenommen. Uns allen – dem Betriebsrat, aber sicherlich noch mehr den Pasinger KollegInnen – ist ein großer Stein vom Herzen gefallen, als wir hörten, dass der Umzug mit keinem Personalabbau verbunden sein wird.

Außerdem war es von Frau Laistner, der neuen Filialleiterin, und ihrer Stellvertreterin Frau Fuchs eine ganz tolle Idee, einzelne KollegInnen vor dem Umzug probeweise in anderen Centerfilialen mitarbeiten zu lassen, damit sie – wie man uns sagte – „schon mal Centerluft schnuppern“ können. Das wird ihnen die Umstellung sicherlich leichter machen.


Wurde der Betriebsrat in personellen Fragen in irgendeiner Form beteiligt?

Das war, weil sich ja - wie gesagt – personell nichts verändert hat, nicht nötig. Und ich möchte hinzufügen: Gott sei´s gelobt, getrommelt, gepfiffen und gebaßgeigt!


Haben sich die Pasinger KollegInnen über den Betriebsrat zusätzliche Informationen eingeholt?

Das auch! – Ich würde sagen: Wir haben uns gegenseitig informiert.
Auch hier hat sich wieder einmal gezeigt, wie wichtig es für den Betriebsrat ist, dass er mit den KollegInnen, die er vertritt, in Kontakt bleibt und das Gespräch sucht.


In welcher Form und bei welchen Themen ist der BR bei Neueröffnungen zu beteiligen?

Das ist im Betriebsverfassungsgesetz relativ klar geregelt: wenn der Arbeitgeber etwas in dieser Richtung vorhat, das möglicherweise Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten haben wird, muss er hierrüber mit dem Betriebsrat – wie es dort wörtlich heißt – „so rechtzeitig beraten, dass Vorschläge und Bedenken des Betriebsrates bei der Planung berücksichtigt werden können.“ – Und was in unserem Fall, wo es vor allem um die Ausstattung der Arbeitsplätze geht, besonders wichtig ist: Beide „sollen dabei die gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse über die menschengerechte Gestaltung der Arbeit berücksichtigen.“


Wurde der Arbeitsschutzausschuss (ASA) ausreichend durch die GL oder die Projektverantwortlichen informiert?

Naja! Früher hat man in solchen Situationen gerne mit einer leider ebenso wirksamen wie einfachen Hinhaltetaktik gearbeitet. Dem Betriebsrat wurde so lange gesagt, es gebe noch keine Pläne und man wisse noch nichts Genaues, bis am Schluss plötzlich alles fertig und nichts mehr zu ändern war. Irgendwie haben mich unsere Projektverantwortlichen manchmal an den alten griechischen Philosophen erinnert, der auf die Frage, warum er nicht heirate, bis zu seinem fünfzigsten Lebensjahr immer geantwortet haben soll, es sei noch zu früh, und ab seinem fünfzigsten Lebensjahr, es sei schon zu spät.

Dieses Mal ist allerdings alles besser gelaufen: Nach meinem Wissen liegen für Pasing schon länger alle benötigten Informationen vor – und es scheint keine größeren Beanstandungen zu geben; denn man hat aus den Fehlern, die in der Vergangenheit in anderen Filialen gemacht worden sind, offenbar gelernt. Das lag aber sicher auch daran, dass Betriebsrat und Arbeitsschutzausschuss dieses Mal sehr frühzeitig sehr fordernd aufgetreten sind.


Wie kooperativ ist die Geschäftsleitung beim Thema Arbeitsschutz?

Über die Details der Planung wird verständlicherweise nicht mit der Geschäftsleitung direkt, sondern mit deren Beauftragten beraten. Nach Aussagen unserer Regionalleitung und Filialleiter ist sie exakt so kooperativ, wie sie unbedingt sein muss – und unsere Erfahrungen bestätigen dies weitestgehend.

Das Problem ist aber, dass es zur menschengerechten Gestaltung von Arbeitsplätzen oft keine eindeutigen Regelungen gibt. Es hängt sehr viel vom guten Willen und der Einsicht des Arbeitgebers ab, dass es letztlich auch ihm selbst nützt, wenn er für die Gesundheit seiner MitarbeiterInnen sorgt und vorsorgt. Aber gerade dafür fehlt in unserer Firma leider vielfach das Verständnis.

Ich denke aber: Wenn es um die Gesundheit von Menschen geht, sind wir doch in der Verantwortung, nicht nur alles zu tun, was wir müssen, sondern auch alles, was wir können. Und das ist genau der Punkt, an dem wir ansetzen müssen: Hier ist nach meiner Ansicht noch sehr viel Überzeugungsarbeit zu leisten.


Wie wird der BR das Pasinger Projekt bezüglich Arbeitsschutz … weiterhin begleiten?

Nachdem die neue Filiale eröffnet ist, müssen wir sie uns – wahrscheinlich zusammen mit dem Betriebsarzt – auf jeden Fall noch einmal ansehen und nachsehen, ob in Natura auch alles so gut aussieht wie auf dem Papier. Sollte dies nicht der Fall sein, werden entsprechende Nachbesserungen eingefordert.

Vor allem in einer Sache muss noch etwas geschehen: den Pasinger KollegInnen ist es ein großes Anliegen, dass man die Kassen in der neuen Filiale mit Sitzgelegenheiten ausstattet – und das ist wirklich nicht zu viel verlangt, aber leider bisher nicht geplant. Soweit ich weiß, haben sie sich deshalb mit der Bitte um Abhilfe in einem Brief an Herrn Dr. Hugendubel und Herrn Nitz gewandt und warten nun auf Antwort.


Vielen Dank dem Kollegen und Betriebsrat Jürgen Horn für das Interview.

1 Kommentar:

  1. Der BR musste sehr sehr sehr lange auf die angeforderten Informationen zur Gestaltung der Filiale Pasing warten. Niemand sah sich dafür zuständig, es gab keinen konkreten Ansprechpartner und angeblich gab es sogar ein paar Wochen vor der Eröffnung noch keine detaillierten Pläne. Die Zusammenarbeit mit dem BR lässt sehr zu Wünschen übrig.

    Außerdem frage ich mich, wie es sein kann, dass die Kollegen für EINEN Stuhl sozusagen 'betteln' müssen!
    Es wird ja wohl möglich sein einen Stuhl bereitzustellen. Das ist ja wohl nicht zu viel verlangt. Daran erkennt man den Wert der Mitarbeiter!

    AntwortenLöschen

Ihr könnt Eure Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählt dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Ihr unter einem Pseudonym schreiben wollt, wählt die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.

Wir freuen uns, wenn Ihr statt "Anonym" die Möglichkeit des Kommentierens unter Pseudonym wählt. Das Kommentieren und Diskutieren unter Pseudonym erleichtert das Austauschen der Argumente unter den einzelnen Benutzern.