Erich Kästner
Erich Kästner
Interview mit Angelika Teweleit über eine Konferenz
der "Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften" (VKG)
Am Wochenende vom 8. und 9. Oktober fand eine Konferenz der »Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften« in Frankfurt am Main statt. Was war das Ziel?
Es muss einen Strategiewechsel in der Gewerkschaftspolitik geben: weg von Sozialpartnerschaft, hin zu einem kämpferischen Kurs. Dafür wollen wir Kollegen, die dafür eintreten, miteinander vernetzen. Aktuell heißt das unter anderem, dass wir uns vehement für ein Ende der Beteiligung an der von Kanzler Olaf Scholz ausgerufenen »konzertierten Aktion« einsetzen. Es darf auch keine passive Unterstützung der Gewerkschaften für Aufrüstung, Waffenlieferungen und Sanktionspolitik geben. Nötig wäre ein unabhängiger Klassenstandpunkt gegen die Kriegstreiber auf allen Seiten. Statt »konzertierter Aktion« bräuchte es jetzt eine großangelegte gewerkschaftliche Kampagne gegen die Preissteigerungen und das Abladen der Krise auf den Rücken der breiten Masse an Lohnabhängigen.
Auf der Konferenz sollen Strategien im Kampf gegen Inflation und Reallohnverlust diskutiert werden. Dafür gibt es bereits gewerkschaftliche Initiativen. Reichen die nicht?
Kita-System steht vor dem Kollaps
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) sieht das Kita-System vor einem Kollaps. Diese Befürchtungen bestätigen die Ergebnisse des heute (20. Oktober 2022) veröffentlichten Ländermonitors Frühkindliche Bildungssysteme. ver.di warnt bereits seit zehn Jahren vor dem unabgestimmten Ausbau des Systems der Kindertageseinrichtungen und ihren Folgen. Besonders spürbar sind die Auswirkungen durch den massiven Fachkräftemangel.
„Rechtsansprüche auf ein bedarfsgerechtes Angebot für Kinder vor der Schule und jetzt endlich auch während der Grundschulzeit zu schaffen, war äußerst sinnvoll. Um dem aber in der Praxis gerecht werden zu können, muss selbstverständlich auch Fachpersonal vorhanden sein. Den entsprechenden Ausbau des sozialpädagogischen Ausbildungssystems mit entsprechendem Fachpersonal haben die Länder und der Bund jedoch versäumt“, kritisiert die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. Die Folgen würden jetzt vor allem die Kinder spüren, Eltern und insbesondere die Fachkräfte würden unter der problematischen Situation leiden. Unbesetzte Stellen und ein hoher Krankenstand, der auch auf die hohe Arbeitsbelastung zurückzuführen sei, würden zu einer permanenten Überlastung der Beschäftigten führen.
"Rasant steigende Preise muss man mit
dauerhaften Tarifsteigerungen beantworten,
insbesondere für diejenigen,
die nicht so hohe Einkommen haben."
Frank Wernicke, ver.di-Vorsitzender
Aufruf zu Demonstrationen im Herbst
Berlin, 30.9.2022. Mit Demonstrationen in Berlin, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt, Hannover und Stuttgart will ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis am 22. Oktober 2022 tausende Menschen auf die Straße bringen. Die Veranstaltungen stehen unter dem Motto “Solidarisch durch die Krise - Soziale Sicherheit schaffen und fossile Abhängigkeiten beenden”.
In dem heute veröffentlichten Aufruf verweisen die Initiator*innen auf die Ängste und Sorgen vieler Menschen in Deutschland angesichts stark steigender Preise in Folge von Putins Angriffskrieg. Neben Solidarität mit der Ukraine fordern sie “eine solidarische Politik auch bei uns, die gleichzeitig die Weichen stellt, um die Abhängigkeit von fossilen Energien zu beenden”. Millionen Menschen benötigten verlässliche Entlastungen, Unterstützung und soziale Sicherheit, unterdessen dürften Investitionen zur Bewältigung der langfristigen Klima- und Umweltkrisen durch die Beendigung der Abhängigkeit von fossilen Energien nicht aufgeschoben werden. “Die Regierung darf Soziales und Ökologisches nicht gegeneinander ausspielen. Sie muss beides anpacken, damit wir alle sicher durch diese Krise kommen”, heißt es in dem Aufruf weiter.