Interview mit dem CGT-Gewerkschafter Laurent Brun
Welche Bedeutung hat der traditionell den Kommunisten nahestehende Gewerkschaftsbund CGT heute in der französischen Politik?
Laut offizieller Statistiken sind wir rein zahlenmäßig nicht mehr die erste Gewerkschaftsorganisation im Lande: Bei den letzten allgemeinen Betriebswahlen hat unsere Konkurrenz aus dem Französischen Demokratischen Gewerkschaftsbund (CFDT) die Mehrheit erlangt. In bezug auf das Mobilisierungspotential sind wir dennoch nach wie vor die führende Kraft unter den französischen Gewerkschaftsorganisationen – wir sind der Gegner Nummer eins für die französische Regierung. Die Mobilisierung von Arbeiterinnen und Arbeitern gegen den jüngsten Versuch der Rentenreform hat dies bewiesen. Wir sind die führende Kraft in der Arbeiterbewegung.
Was sind die wichtigsten Errungenschaften der CGT in den letzten Jahren?
Problematisch ist aus sozialer Sicht, dass wir seit der Regierung Jospin zwischen 1997 und 2002, als die Kommunisten das letzte Mal als Juniorpartner an der sozialistischen Koalitionsregierung teilgenommen und die 35-Stunden-Woche durchgeboxt hatten, keinen sozialen Fortschritt mehr erlebt haben. Gleichzeitig ist es uns mehrfach gelungen, Beschäftigte zu mobilisieren: 2005 hat die CGT maßgeblich an der Mobilisierung gegen den Europäischen Verfassungsvertrag mitgewirkt, der infolgedessen beim Volksentscheid gescheitert ist, obgleich die Machthabenden ihn anschließend durch die Hintertür einschmuggelt haben. Was uns in den letzten Jahren gefehlt hat, sind bedeutende soziale Siege. Der öffentliche Zorn ist eine Gegenreaktion auf die aktuelle Politik der Herrschenden. Und die Kapitalisten gehen gegen uns vor, weil sie uns fürchten. Beim kleinsten Branchenstreik versuchen sie, den Protest zu brechen, um ihre Macht zu demonstrieren.