Freitag, 11. Oktober 2019

Beitreten und mitmachen!


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Wir alle haben ein Interesse, dass Tarifverträge gelten. Wir alle sollten uns daher organisieren und gewerkschaftlich engagieren. Wenn Tarifverträge in Kraft sind, haben nur Gewerkschaftsmitglieder Anspruch auf die vereinbarten Leistungen. Ihre Arbeitsverträge können dann keine schlechteren Regelungen enthalten. Wenn Tarifverträge ausgelaufen oder gekündigt sind, wirken sie nach, bis neue abgeschlossen werden. 

Deshalb darf uns jetzt der Arbeitgeber vorerst weder die Gehälter kürzen noch das Weihnachts- und Urlaubsgeld, die Spätarbeitszuschläge oder den erweiterten Kündigungsschutz einfach streichen. Das gilt verbindlich ebenfalls nur für die Gewerkschaftsmitglieder, für die der Tarifvertrag gegolten hat.

Um in ihren Betrieben gewerkschaftliche Aktivitäten zu unterbinden, zahlen Arbeitgeber meist zwar auch Nichtmitglieder nach Tarif. Sie sollen glauben, dass sie ohne Gewerkschaft genauso gut fahren. Doch das bringt ihnen keinen Nutzen, sondern allen einen Schaden. Solange nämlich keine neuen und besseren Tarifverträge abgeschlossen werden, weil wir zu schwach sind, sie zu erstreiken, arbeitest du für dasselbe Geld, obwohl du dir immer weniger dafür kaufen kannst. 

Außerdem dürfte der Arbeitgeber bei anhaltender Tariflosigkeit kaum noch eine Veranlassung sehen, uns gleich zu behandeln. Je größer aber die Mitgliederzahl und die Durchsetzungskraft unserer Gewerkschaft im Arbeitskampf, desto mehr erreichen wir für uns alle. Wer logisch denkt und konsequent ist, wird daher beitreten und mitmachen. 

Die laufende Tarifrunde dauert – ohne Aussicht auf ein Ergebnis – seit 2017 an. Man spielt auf Zeit, um uns klein zu kriegen. Immer mehr Kolleginnen und Kollegen fragen sich bereits, ob es überhaupt sinnvoll sei weiter zu kämpfen.

Die Antwort lautet: Ja! – aber nur wenn du es tust! 

Dass wir gewinnen können, sieht man am besten daran, dass wir noch nicht verloren haben. Wir waren bisher zwar nicht so stark, den Arbeitgeber zurück an den Verhandlungstisch zu zwingen, stark genug jedoch, ihn am offenen Tarifausstieg zu hindern, waren wir. 

Unsere Aktionen und Anstrengungen der letzten Monate haben einen mächtigeren Eindruck hinterlassen, als viele glauben. Die Chefs sind sich ihrer Sache keineswegs mehr so sicher, wie es vielleicht scheinen mag. Sie werden sichtlich unruhiger und misstrauischer.Was sonst hätte Hugendubel dazu bewogen, entgegen allen früheren Aussagen unsere Gehälter außertariflich anzuheben? 

Weshalb wurden wir darüber ausgerechnet kurz vor dem letzten Ostergeschäft informiert, wenn nicht in der leicht durchschaubaren Absicht, uns zu beschwichtigen und von Streiks fernzuhalten? 

Allein schon, dass der Arbeitgeber hierfür Geld ausgegeben hat, ist ein Erfolg, der uns anspornen sollte, den eingeschlagenen Weg zu Ende zu gehen.Damit wir ans Ziel kommen, müssen Streikbereitschaft und Organisationsgrad allerdings noch steigen. 

Das ist – ungeachtet dessen, dass einige noch immer ihre Köpfe in den Sand stecken – auch schwierig, weil die Beschäftigten des Buchhandels mittlerweile größtenteils in den Niedriglohnsektor abgestürzt sind. So sehen manche von ihnen heute zwar die Notwendigkeit, aktiv zu werden, aber sparen sich lieber den Gewerkschaftsbeitrag. Gerade sie sollten jedoch wissen: es wäre mit uns nie derart bergab gegangen, wenn nicht zu viele zu lange gewartet hätten, sich dagegen gemeinsam zu wehren. Das war unser größter Fehler, und wir werden ihn schwerlich ausbügeln, indem wir ihn wiederholen.

Jetzt ist die Zeit, das Richtige zu tun. Noch besteht die Chance, unsere Tarife zu erhalten, und wir müssen sie nutzen. Denn hiervon hängt ab, ob wir künftig Almosenempfänger oder Vertragspartner der Arbeitgeber seine werden – keine Frage der Wertschätzung, sondern der Selbstachtung. 

Im Buchhandel haben Gewerkschaftsarbeit und Tarifkonflikte zwar kaum Tradition. Nur wenige unter uns, die inzwischen mit Begeisterung bei jeder Streikdemo auftauchen, hätten das vor zehn Jahren selbst je für möglich gehalten. Und viele andere schrecken bis heute davor zurück, obwohl sie wissen, um was es geht. 

Aber diese Kolleginnen und Kollegen, die noch mit sich ringen, sind Mitstreiterinnen und Mitstreiter von morgen. Wir müssen mit ihnen das Gespräch suchen, um uns gegenseitig Mut zu machen.

Denn der Kampf geht weiter und wird härter.




1 Kommentar:

  1. Wahre Worte, deutlicher geht es kaum!
    Notwendig ist es leider auch, es braucht noch viel mehr Unterstützung aus der Belegschaft.
    Nicht wegducken, mitmachen!!! Für wen? Für uns alle, wir haben es verdient!!!

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