Montag, 31. Juli 2017

"Null Komma null"

Interview mit Stefan Kraft

Stefan Kraft, ver.di, mit unserem BR-Vorsitzenden Uwe Kramm bei der Streikkundgebung am Stachus am 21. Juni


Infoblog: Du bist Verhandlungsführer der ver.di-Tarifkommission für den Buchhandel und die Verlage in Bayern. Was ist der aktuelle Stand nach drei Verhandlungsrunden?

Stefan Kraft: Es gibt vom Arbeitgeberverband nach wie vor kein Angebot. Präzise formuliert: Null Komma null. Es sei denn, wir stimmen substanziellen Verschlechterungen im Manteltarifvertrag zu, also Wegfall der Spätöffnungszuschläge oder Aufweichung des besonderen Kündigungsschutzes für ältere Kolleginnen und Kollegen. Und da machen wir nicht mit.

Infoblog: Deine persönliche Einschätzung der Situation?


Stefan Kraft: Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Beschäftigten, die jeden Tag ihre Leistung bringen, den Laden am Laufen halten und in einer teuren Stadt wie München über die Runden kommen müssen.

Infoblog: Gibt es schon einen nächsten Verhandlungstermin?

Stefan Kraft: Nein. 

Infoblog: Wie geht es weiter?

Stefan Kraft: Die bisher erfolgten drei Streikaktionen reichen anscheinend nicht aus. Wir müssen weiter Druck aufbauen, damit die Geschäftsführung ein akzeptables Angebot macht.

Infoblog: Das heißt? 

Stefan Kraft:  Arbeitskampf!

Infoblog: Kannst Du schon genaueres verraten?

Stefan Kraft: Die Kolleginnen und Kollegen sind nicht nur echt sauer wegen der Nullnummer der Arbeitgeber, sondern auch hartnäckig. Und vor allem eines sind die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten bei Hugendubel: sie sind sehr kreativ! Laßt Euch überraschen.

Infoblog: Vielen Dank, Stefan, für das Gespräch! 

 

6 Kommentare:

  1. Bitte nicht vergessen: Nicht nur München ist teuer, Berlin ist es mittlerweile ebenso. Und es gibt keine Wohnungen mehr, man kann höchstens noch nach Marzahn raus ziehen, aber selbst da sind gut 80 Bewerber auf 1 Apartment die Regel.

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    1. Stimmt. Frankfurt, Hamburg, Stuttgart etc sind ebenfalls teuer. Überall wären Tarifverträge wichtig anstatt von Vergütungsordnungen. Dafür wäre eine gewerkschaftliche Organisierung der Beschäftigten notwendig. Und natürlich Arbeitskampf. Denn freiwillig geben die Kapitalisten keinen Cent her.

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    2. Mit einem Tarifvertrag gibt es keine einzige Wohnung mehr auf dem Markt und auch mit zehn Prozent Lohn mehr kannst Du in keiner Großstadt auf dem Wohnungsmarkt nichts reißen. Jeder refugee ist welcome und niemand beantwortet die Frage, wo die ganzen Menschen danach wohnen sollen, helfen die Cents der "Kapitalisten" auch nix. Und Ihr macht Euch Gedanken über Spätzuschläge.

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    3. Tarifverträge haben nichts mit Wohnungsbau zu tun, sondern sie sorgen für ein Einkommen, mit dem du deine Miete zahlen kannst.
      Lohnabhängig Beschäftigte gegen Flüchtlinge auszuspielen bzw . aufzuhetzen ist der falsche Weg. Wieso nennst Du keine Kapitalertrags-, Vermögens- oder Erbschaftssteuer zur Finanzierung von sozialem Wohnungsbau? Oder eine Reduzierung der Militärausgaben? Und nicht nur Gedanken, sondern Tarifverträge machen wir uns über Spätöffnungszuschläge und einer Eindämmung der Sonntagsarbeit, weil es einen Ausgleich für familienfeindliche Arbeitszeiten geben muss. Um das durchzusetzen ist eine gewerkschaftliche Organisierung notwendig. Dann gibt es Tarifverträge. Wo es das nicht gibt, gibt es halt nichts.

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    4. Die von Dir genannten Varianten zur Finanzierung von Wohnungsbau sind gut und richtig, man könnte auch ganz andere Dinge damit finanzieren, an denen es hapert. Fakt ist jedoch, daß keine relevante Anzahl von Menschen Parteien wählt, die solche Pläne unterstützen. Das ist erstaunlich und bedenklich und kann doch nur heißen, daß Menschen denen es schlecht geht, nicht wählen gehen. Also selber Schuld! Genau so selber Schuld ist, wer sich einen Job im Einzelhandel sucht und danach über familienfeindliche Arbeitszeiten jammert. Wer jeden Tag um vier zuhaus sein will, sollte Lehrer oder Beamtin geworden sein, im richtigen Leben gibt es das nicht mehr.

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    5. Im richtigen Leben gibt es Tarifverträge, die für akzeptable Lebens- und Arbeitsbedingungen sorgen. Diese fallen nicht vom Himmel, sondern wurden und werden erkämpft. Die ganze "Selber-schuld"-Leier soll nur davon ablenken, dass man selber zu feige oder zu träge ist, um sich für seine eigenen Interessen zu engagieren. Hugendubel ist ein gutes Beispiel: wo es gewerkschaftliche Organisierung gibt, gibt es tarifliche Leistungen, wo es das nicht gibt, gibt es Vergütungsordnungen.
      Du hast die Freiheit der Entscheidung.

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