Samstag, 31. August 2013

Hugendubel Undercover Boss (3): "In hoc signo vinces!"

Liebe Leserinnen und Leser,

was wäre der Held einer Geschichte ohne die Reise, die er auf sich nimmt, um gefährliche Abenteuer zu bestehen? Homers Odysseus machte es per Schiff, Hartmann von Aues Erec machte es auf einem Pferd, manche absolvieren 400 Kilometer auf einem Rasenmäher wie der 73-jährige Alvin Straight in der "Straight Story" von David Lynch, andere wiederum machen sich via Computerspiel virtuell im eigenen Kopf auf die Reise.

Auch Herr Michael folgt jenem archaischen Topos und begibt sich auf die Reise, im dritten Teil von Hugendubel Undercover Boss.

Was Sie, liebe Leserin, lieber Leser, von dieser Reise erwarten können, hängt ein bißchen von Ihnen selbst ab:  "To expect the unexpected", sagt Oscar Wilde, "shows a thoroughly modern intellect".

Donnerstag, 29. August 2013

Der Freund der Arbeiter

Kardinal Marx und die Gewerkschaften

Vor fast drei Jahren, am 1. Oktober 2010, absolvierte Kardinal Marx nach seiner Ernennung zum Erzbischof von München-Freising seinen Antrittsbesuch bei der Gewerkschaft. Im Münchener DGB-Haus sprach er über wirtschaftsethische Perspektiven und rügte gleich die Politik: „Die Wirtschaft soll dem Menschen dienen, nicht umgekehrt. Doch die Tendenz in den letzten Jahren war zu fragen, wie sich die Menschen noch stärker an die Bedürfnisse der globalisierten Wirtschaft anpassen könnten.“  Glaubte man dem Bericht der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, dann beeindruckte Marx damals die "anwesenden Gewerkschaftsvertreter mit profunden Fachkenntnissen in komplexen ökonomischen und sozialpolitischen Fragen."

Letzte Woche referierte Marx wieder zum Thema vor Gewerkschaftsfunktionären, diesmal im Bildungshaus des Klosters der Missions-Benediktinerinnen, wo IG Metall und die Katholische Arbeitnehmerbewegung KAB zum Workshop "Neue Wege denken" eingeladen hatten. Zuerst erzählte Marx von seinem Vater, einem aktiven Gewerkschafter, und behauptete, daß "die Kirche der Freund der Arbeiter" sei.
Dann nahm er die Zuhörer mit der These, daß 'die Zukunft der sozialen Marktwirtschaft ohne starke Gewerkschaften nicht denkbar (sei) ' für sich ein. "Am Ende hätte nicht viel gefehlt", so die Süddeutsche Zeitung in ihrem Resumee, "und sie hätten sich womöglich gegenseitig auf die Schulter geklopft".

Also alles in bester Ordnung?

Dienstag, 27. August 2013

"Wenn Sie hier nicht unterschreiben, dann..."

Geschäftsführung erpresst Betriebsrat von Jokers-Filiale

Wenn sich Ferien-Pläne ändern oder wichtige geschäftliche Termine anstehen, verschiebt mensch schon mal einen Urlaub. Keine große Sache, eigentlich… ein neuer Urlaubsantrag genügt im Allgemeinen.

Außer es steht die Schließung der "eigenen" Filiale bevor und mensch ist zudem auch noch BetriebsrätIn. Der BR hat nämlich mitzureden, wer wie und zu welchen Bedingungen auf die Straße gesetzt wird.

Das ist unbequem für den Arbeitgeber. Und so kann die Verschiebung eines geplanten Urlaubs plötzlich Bestandteil der gesetzlich vorgeschriebenen Verhandlungen um einen Sozialplan/Interessenausgleich werden.
Darum erhielt die Betriebsrätin einer demnächst schließenden JOKERS-Filiale kürzlich diese Antwort auf ihre Bitte um Urlaubsverschiebung:

Samstag, 24. August 2013

Hugendubel Undercover Boss (2): "Feuer frei!"

Nachdem wir im ersten Teil des Hugendubel Undercover Bosses, das uns ein anonymer Informant zugespielt hat, das aufschlußreiche Boss-Casting miterleben konnten, heute nun eine weitere Folge.

Wichtige Fragen wollen beantwortet sein: Was ist beim Bau von Pyramiden zu beachten?
Wozu brauchen BuchhändlerInnen Veilchenduft? Welche Rolle spielen Schuhsohlen in der Weltliteratur?
Das und noch viel mehr im heutigen zweiten Teil:

Mittwoch, 21. August 2013

Yes, we scan!

Eine Bücherschau zum Thema "Überwachungsstaat"

"Die neuesten Opfer der außer Rand und Band geratenen Geheimdienstclique sind also kleinere amerikanische Anbieter, die sich den Verfassungsgrundsätzen verpflichtet fühlen, und als Kollateralschaden die Zehntausende privaten Unternehmen, die zu Lavabits Kunden zählten. (…) Die Causa Snowden wird somit immer mehr zum Moment, in dem die Masken fallen und der »deep state«, wie die ­Washington Post den gigantischen Sicherheitsapparat in den Vereinigten Staaten getauft hat, seine wahres Gesicht zeigt. Das Vorgehen gegen Lavabit liegt verdächtig nahe an Erpressung und Nötigung. (…)

Nach CIA-Foltergefängnissen, massenweisen, noch immer anhaltenden Drohnen-Morden und mit auf nachgewiesenen Lügen begründeten Kriegen, die aber fern der Heimat stattfinden und für den normalen amerikanischen Bürger gut zu ignorieren sind, ist die Abschaffung der Grundrechte im Namen der Sicherheit nun ganz sichtbar zu Hause angekommen."

   Graphik: https://netzpolitik.org/wp-upload/1012366_534624166585046_1146520866_n.png

Freitag, 16. August 2013

Hugendubel Undercover Boss (1): "Bitte lächeln!"

Erster Teil

Ein unbekannt bleiben wollender Informant aus dem Umfeld der ver.di-Betriebsgruppe von RTL in Köln spielte der Infoblog-Redaktion das Sendemanuskript der Folge der Undercover Boss-Reihe zu, die bei Hugendubel spielt und in einigen Monaten auf RTL ausgestrahlt werden soll.

Protagonisten der Sendung sind bekanntlich Führungskräfte von großen Unternehmen,die mit der Zeit den direkten Kontakt zu den Mitarbeitern und der alltäglichen Arbeit in der Praxis verloren haben. Um dies zu ändern, sollen sie ihr Unternehmen und ihre Mitarbeiter vor Ort als Berufseinsteiger oder Praktikant kennenlernen. Durch Veränderungen von Kleidung und Aussehen (teilweise auch mit Perücken oder falschen Zähnen) soll sichergestellt werden, dass niemand von den Mitarbeitern erkannt wird.

Unter dem Vorwand eine Fernsehreportage zu drehen, die einen Arbeitslosen begleitet, wird die getarnte Führungskraft dabei offen von einem Kamerateam begleitet. Über eine Woche hinweg lernt der Manager verschiedene Mitarbeiter und Unternehmensbereiche kennen und arbeitet dabei wie ein neuer Mitarbeiter aktiv mit. Die Mitarbeiter erzählen dabei neben Verbesserungsvorschlägen für ihren Arbeitsbereich und das Unternehmen meist auch von persönlichen Wünschen und Problemen. Am Ende der Sendung findet eine Aufklärung des Experiments statt, wobei speziell auf die Tätigkeiten und Perspektiven der Beteiligten eingegangen wird. Zum Abschluss erhalten die „Opfer“ vom Geschäftsführer Belohnungen wie einen Gutschein, eine Reise oder auch eine Beförderung (zit. n. Wikipedia).

Wir bringen die wichtigsten Teile des Sendemanuskript ab heute in den nächsten Wochen in einer mehrteiligen Reihe. Liebe Infoblog-LeserInnen, seid also gespannt, welche Hugendubel-Führungskraft sich in welchen Situationen und Unternehmensbereichen bewähren wird. Es wird sehr spannend werden!

Mittwoch, 14. August 2013

Eat the rich

Ernährungs-Tipps für Arme

Sarrazin war wohl der erste, der damit anfing: Menschen am Existenzminimum zu erklären, wie man von Hartz-IV leben kann. Demnach können sich Arbeitslose schon für 3,76 Euro "völlig gesund, wertstoffreich und vollständig ernähren", erklärte 2008 der Rassist und Antisemit, der trotz vollmundiger Ankündigung des Parteivorsitzenden Gabriel bis heute nicht aus der SPD ausgeschlossen worden ist. Damit ließe sich "sogar etwas sparen, da der Regelsatz von 4,25 Euro pro Tag sogar noch unterboten wird", faselte er, der den Hartz-IV-Monatssatz am Tag zur Verfügung hat. Gegen hohe Heizkosten helfe es, die Zimmertemperatur zu drosseln und einen Pullover anzuziehen.

Sarrazin ist aber nicht der einzige, der an Arme und Arbeitslose Koch-Ratschläge gratis erteilt.                                                                                                                                                                           



Montag, 12. August 2013

Eine Filiale wird abgewickelt

E-Mail an uns

Vor einigen Tagen erreichte folgende E-Mail eines/einer Weltbildplus-Kollegen/in die Infoblog-Redaktion:

"Guten Morgen,

über eine Veröffentlichung im Blog würde ich mich sehr freuen:

Am Donnerstag stand plötzlich die RL Nord und der BL vor meiner Filiale und begutachteten das Schaufenster. Das war schon aussergewöhnlich, denn der BL war erst 2 Tage zuvor da und der Besuch war nicht angekündigt. Also warum dieser Besuch? Geht es um mein Bestreben, einen Betriebsrat zu gründen? Sind die Gerüchte wahr und wir werden kurzfristig dichtgemacht? Nach der Begrüssung bat die RL mich und die anwesende Kollegin um ein Gespräch.

Freitag, 9. August 2013

Von "Hand-Erotik" und "Hygienefaktoren"

Lachen oder weinen - das ist hier die Frage

Wie ihr wahrscheinlich alle wisst, werden wir BuchhändlerInnen (beginnend in München) demnächst mit einer Schulung zum Thema Verkauf und Service beglückt. Ein paar Auszüge aus den Schulungsunterlagen wurden uns anonym zugespielt.

Um euch zu unterstützen und auf diese Schulung einzustimmen, möchten wir schon heute einige Aufgaben mit euch durchgehen. So habt ihr die Chance, in den geplanten "Murmelgruppen" (= Gruppenarbeiten) zu punkten.

Mittwoch, 7. August 2013

Einen Betriebsrat wählen - jetzt die richtigen Weichen stellen!

Handeln oder behandelt werden?


"Strukturwandel", "Rückbau", "Filialschließungen", "elektronische Medien", "Versandhandel", "Mieterhöhungen"... Das sind nur einige Schlagwörter, mit denen sich unsere Branche seit geraumer Zeit schon auseinandersetzen muss. Die Zukunft insbesondere des stationären Buchhandels ist ungewiss und wirft an jedem Standort die Frage nach der Wirtschaftlichkeit auf.

Die Filialschließungen oder Verkleinerungen mit entsprechendem Personalabbau innerhalb unseres Konzernes nehmen rasant an Fahrt auf. Alleine bei Weltbildplus/Jokers werden seit Dezember 2012 nach derzeitigem Kenntnisstand 24 Filialen geschlossen bzw. sind schon dicht. Dass der Wandel sich nur schwer bremsen lässt ist ebenso gewiss wie die Tatsache, dass die Arbeitsmarktsituation im Buchhandel alles andere als rosig aussieht und eine Besserung ist nicht in Sicht.

Montag, 5. August 2013

Weiland: Kurze Geschichte eines Niedergangs

Es war einmal ein mittelständisches Buchhandelsunternehmen mit über 30 Filialen. Das hieß Weiland. Es wurde 1848 gegründet und beglückte Bücherfreunde über viele Jahre mit einem ausgewählten Buchsortiment, vielen sehr motivierten und engagierten Buchhändlerinnen und Buchhändlern an ausgewählten Standorten, hauptsächlich im Norden unseres Landes.

Im Guten Glauben, im besten Sinne für sich und seine Beschäftigten zu handeln und für ein Fortbestehen dieses Familienunternehmens zu sorgen, beschloss Herr Henning Hamkens, einstmaliger Inhaber Weilands und Nachfahre der Weiland-Familie, sein Unternehmen an die DBH zu verkaufen. Seine Bedingung an die DBH und sein Versprechen an die MitarbeiterInnen war, dass alles so bleiben sollte, wie es seiner Firmenpsychologie und der Art dieses Unternehmen zu führen, entsprach. Weiland sollte weiterhin Weiland heißen, alle KollegInnen ihren Arbeitsplatz behalten, Herr Hamkens weiterhin Geschäftsführer sein usw. Traumarbeitsbedingungen gab es allerdings unter Herrn Hamkens Führung auch schon nicht mehr. Vor einigen Jahren führte er die 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich ein, trat aus dem Arbeitgeberverband aus und zahlte seit dem nur noch an den Tarif angelehnt, seit dem gab es für die Weiland-Beschäftigten nur noch marginale Gehaltserhöhungen.

Freitag, 2. August 2013

Christmas in July

Der vergangene Sonntag, der 28.Juli 2013, war der heißeste Tag des Jahres. Wer denkt da nicht sofort an
richtig: Weihnachten. Man macht es sich in der kuschelig-warmen Wohnung gemütlich, trinkt einen heißen Glühwein, zündet den Adventskranz an und beobachtet durch´s Fenster die schwebenden Schneeflocken draußen.

Das dachte sich vermutlich auch die Marketing-Abteilung bei WELTBILD, die sich die Rabattaktion Christmas in July ausdachte, in der Weihnachtsartikel um bis zu 62% billiger angeboten werden und deren letzter Aktionstag just jener 28. Juli 2013, der heißeste Jag des Jahres, gewesen ist.