Montag, 31. Oktober 2016

Licht ins Dunkeldeutschland


Biedermänner & Brandstifter (Teil 5) :  Was ist Populismus?
 
 

"Bestrebungen, die Interessenkonflikte zwischen »Volk« und »Elite« zum Dreh- und Angelpunkt der Politik zu machen, werden als rechtspopulistisch bezeichnet. Rechtspopulisten grenzen sich gleichermaßen nach oben: gegen eine »politische Klasse«, die sich dem »Volk« gegenüber entfremdet hat und dessen wahre Probleme ignoriert, wie nach unten: gegen »Arbeitsscheue«, »Asoziale« und (migrantische) »Sozialschmarotzer« ab.

Populismus ist mehr als eine Stilfrage und eine Agitationstechnik, worauf schon die ursprüngliche Wortbedeutung verweist, die den Anspruch damit Bezeichneter erkennen lässt, Politik im Namen des Volkes und/oder für das Volk zu machen. Je nachdem, ob man diese Zielgruppe im Sinne von »Ethnos« oder »Demos« versteht, bildet das »eigene« oder das »gemeine Volk« den Fixpunkt. Zwar haben Rechtspopulisten nur wenig Hemmungen, ihrerseits – etwa als Parlamentsabgeordnete oder Minister – die Privilegien der Mächtigen und Regierenden in Anspruch zu nehmen, verlangen von diesen jedoch, sich nicht persönlich zu bereichern, sondern selbstlos »der Sache des Volkes« zu dienen. Rechtspopulisten stellen die soziale Frage, beantworten sie aber mitnichten überzeugend. Meistens verknüpfen solche Gruppierungen die soziale mit der nationalen Frage, wo doch eine Verbindung von sozialer und demokratischer Frage nötig wäre.

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Im Katzenjammer der Globalisierung

oder die Wurzeln der Torheit


Wer nach den Wurzeln dessen fragt, was wir Abendland nennen, wird zunächst an das antike Rom oder Athen denken. Er wird aber auch auf zwei Orte der Erinnerung außerhalb Europas stoßen: Jerusalem und Damaskus. Es gilt das Dichterwort des Horaz: "ex oriente lux" - und besagt ungleich mehr, als nur dass im Osten die Sonne aufgeht.

Das mag vielleicht mit ein Grund sein, wenn heute - in Zeiten des Kulturalismus und Kulturrassismus - gerade dort, wo die geistige Tradition des Westens vermutlich noch am lebendigsten ist, die Furcht vor der vielbeschworenen >Überfremdung< durch Muslime und Ausländer kaum eine Rolle spielt: in den Kirchen. Vorbei die dunklen Tage, da Priester von der Kanzel herab zum Kreuzzug aufriefen; stattdessen wird vom Ambo aus Menschlichkeit und Toleranz gepredigt. Europas letzte Christen scheinen die letzten Aufklärer zu sein. Fehlte nur noch, dass Devisen wie trinité egalité fraternité Bischofswappen zierten - Voltaire hätte seine helle Freude!

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Free Words Turkey

Petition für Meinungsfreiheit in der Türkei



Zehn Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels unterstützen eine Petition für mehr Meinungsfreiheit in der Türkei. Sie haben gemeinsam die Petition "Für das Wort und die Freiheit 'FreeWordsTurkey'" unterzeichnet.

Die Unterzeichner, darunter Navid Kermani, Swetlana Alexijewitsch, Liao Yiwu, Boualem Sansal, Friedrich Schorlemmer und Alfred Grosser, fordern Bundeskanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf, sich eindeutig für die Meinungsfreiheit in der Türkei einzusetzen, wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main mitteilte.

"Journalistinnen und Schriftsteller zu verfolgen, weil sie als unabhängige Instanzen des politischen Wissens und Gewissens ausgeschaltet werden sollen - das alles schützt keine Demokratie. Es zerstört sie", sagte die diesjährige Friedenspreisträgerin Carolin Emcke. "Eine jede Demokratie lebt dann und nur dann, wenn sich die Menschen, die in ihr leben, darüber verständigen können, wie sie miteinander leben wollen", begründet Emcke ihr Engagement. "Dafür braucht es das offene Denken und angstfreien Widerspruch, die Freiheit der Kritik wie die der Utopie."

Montag, 24. Oktober 2016

"Es gilt das gesprochene Wort"

Carolin Emckes Dankesrede
anlässlich der Verleihung des Friedenspreises
 des deutschen Buchhandels 2016

I.
"Wow. So sieht es also aus dieser Perspektive aus...


All die ersten Jahre, seit der Auszeichnung an George F. Kennan 1982, schaute ich die Verleihung des Friedenspreises von unten nach oben: Meine Eltern hatten eigenwilligerweise nur zwei Fernseh-Sessel, Kinder mussten sich unterhalb arrangieren und so lag ich auf dem Teppich und hörte gebannt die Reden der Preisträger. Ich sage „Preisträger“, denn die ersten dreizehn Jahre, die ich von unten nach oben blickte, waren es ausschließlich Männer. Auch als ich längst eine eigene Wohnung hatte, behielt ich dieses Ritual bei: Ich betrachtete den Friedenspreis vom Fußboden aus. Irgendwie schien das auch angemessen zu sein. Seit der Preisverleihung an David Grossman saß ich dort, wo Sie jetzt sitzen. Letztes Jahr noch bin ich mit einem Freund am Vorabend der Verleihung nachts in den Festsaal im Frankfurter Hof geschlichen, um die Tischordnung für das Festessen zu manipulieren...(wobei wir peinlicherweise erwischt wurden) und jetzt das hier...

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Aufklärung in finsteren Zeiten

Biedermänner & Brandstifter (Teil 4):  Literaturliste "Rechtspopulismus"


In zahlreichen europäischen Staaten haben sich rechts von den konservativen Parteien Gruppierungen etabliert, die sich als Anwälte des "Normalbürgers" ausgeben. Gemeinhin als rechtspopulistisch bezeichnet, polemisieren sie scharf gegen meist muslimische Einwanderer und vertreten Parolen von "law and order", fordern jedoch ebenso mehr plebiszitäre Elemente. In Deutschland findet sich ein Spektrum aus Internet-Blogs, Zeitschriften und Think-Tanks mit deutlicher Nähe zum Rechtspopulismus, das sich in der "pro"-Bewegung parteiförmig ausdrückt.

In den USA wirkt mit der "Tea Party" eine rechtspopulistische Kraft, die sich unter Bezug auf "amerikanische Werte" scharf gegen sozialen und demokratischen Fortschritt wendet. Der Band berücksichtigt die relevanten wissenschaftlichen Forschungsansätze. Mit Profilen rechtspopulistischer Formationen in Europa und Nordamerika und der Analyse ihrer Programmatik und Politik wird ihren Perspektiven, ihrem Verhältnis zum Faschismus und den Folgen für die Demokratie nachgegangen.

Montag, 17. Oktober 2016

Auf zur Buchmesse!





" Der Besuch der Frankfurter Buchmesse ist für die buchhändlerischen Fachkräfte und Auszubildenden an einem Arbeitstag unter Fortzahlung der Bezüge ohne Anrechnung auf den Urlaub zu gestatten. Der Begriff der buchhändlerischen Fachkraft ist nicht an die Ausbildung geknüpft. Fällt der Messebesuch auf einen freien Tag, ist hierfür ein zusätzlicher Urlaubstag zu gewähren."

Manteltarifvertrag für den bayerischen Buchhandel, § 13, Absatz 5


Weitere Infos: http://www.buchmesse.de/de/

Freitag, 14. Oktober 2016

Gedicht des Tages


Come gather around people, wherever you roam
And admit that the waters around you have grown
And accept it that soon you'll be drenched to the bone
If your time to you is worth savin'
Then you better start swimmin' or you'll sink like a stone

For the times they are a-changin'
Come writers and critics, who prophesize with your pen
And keep your eyes wide, the chance won't come again
And don't speak too soon, for the wheel's still in spin
And there's no tellin' who that it's namin'
For the loser now will be later to win

Montag, 10. Oktober 2016

Altersarmut auf dem Vormarsch




Immer mehr Menschen sind auf Grundsicherung im Alter angewiesen. Im Dezember 2015 lebten laut Statistischem Bundesamt rund 536.000 Senioren am Existenzminimum. Welche Lebensverläufe in die Altersarmut führen, haben die Wissenschaftler Antonio Brettschneider und Ute Klammer von der Universität Duisburg-Essen untersucht. Grundlage ihrer Studie sind ausführliche biografische Interviews mit 49 repräsentativ ausgewählten Grundsicherungsbeziehern der Geburtsjahrgänge 1938 bis 1947.


Die Studie gewährt Einblick in die unterschiedlichen Risiken und Biografiemuster, die zur Grundsicherungsbedürftigkeit im Alter geführt haben. Gegenwärtig, so die Autoren, lassen sich fünf Risikogruppen unterscheiden:

Donnerstag, 6. Oktober 2016

ver.di jugend on air

Interview mit der Rapperin Sookee



Sookee spricht mit uns u.a. über Geschlechtergerechtigkeit, über die Frauenquote und das aktuelle Projekt "Female Focus".Genau wie für uns ist für Sookee eines völlig klar:
Jeden Tag ist Frauenkampftag!