Montag, 24. Juni 2024

Handeln und Verhandeln

Zur Diskussion um das HSC


Seit über einem Jahr beschäftigt sich der Münchner Betriebsrat mit der geplanten Einführung einer neuen Software für die E-Mail-Bearbeitung und Telefonie im Hugendubel Servicecenter.

Da jedem klar sein musste, dass das gewünschte System eine umfassende Kontrolle der HSC-Beschäftigten  ermöglichen   und   die Arbeitsbedingungen dort verschlechtern würde, hat der Betriebsrat eine Betriebsvereinbarung entworfen, die Kolleg*innen bestmöglich vor Überwachung und erhöhtem Leistungsdruck schützen würde. Beim Gegenentwurf des Arbeitgebers wäre genau das nicht der Fall.

Nach den  Regeln, der Betriebsverfassung, hätten beide Seiten über eine endgültige Lösung verhandelt. Angesichts der sehr weit auseinanderliegenden Positionen beider Seiten war von einer   längeren   Dauer der Verhandlungen auszugehen. Das hat Hugendubel erkennbar nicht gefallen.

Anstatt also, wie einvernehmlich   beschlossen, Anfang Mai in Verhandlungen einzutreten, wurde der Termin arbeitgeberseitig abgesagt.

Nicht  genug:  Hugendubel  drohte  auch  aus  heiterem  Himmel mit  einer Verlagerung von Arbeitsplätzen aus dem HSC, wenn der Betriebsrat nicht spurt.

Das heißt:  Abschluss einer Betriebsvereinbarung ausschließlich im Sinne des Arbeitgebers,  Hugendubel   möchte  weitgehend  ungehindert  mit der neuen Software machen können, was es will! Dies ist ein  Verstoß gegen den Grundsatz der vertrauensvollen Zusammenarbeit, zu der beide Seiten gesetzlich verpflichtet sind.

Ein Gespräch mit der Arbeitgeberseite in der vorletzten Woche hat nun endgültig und eindeutig gezeigt, dass Hugendubel nicht ernsthaft an offenen und ehrlichen Verhandlungen interessiert ist. 

Unter weitest gehendem Verzicht auf die vernünftigen Regelungsvorschläge aus seinem Betriebsvereinbarungsentwurf  und eingeschnürt in ein äußerst enges Zeitkorsett sollte sich der BR mehr oder weniger kampflos einem Diktat des Arbeitgebers beugen.

Der Betriebsrat hält sich an die Regeln! Weil mit dem Arbeitgeber erkennbar keine freien, ehrlichen Verhandlungen möglich sind, hat er beschlossen, eine Vermittlung in Form einer sog. „Einigungsstelle“ anzurufen.

Das Betriebsverfassungsgesetz sieht eine Einigungsstelle vor, wenn sich Betriebsrat  und Arbeitgeber in wichtigen Angelegenheiten   (z. B. der Einführung einer neuen Software) nicht alleine verständigen können.

Dieses Gesetz gilt auch für Hugendubel.

Für Hugendubel ist eine Einigungsstelle übrigens kein Novum, es hat solche bereits mehrfach in der Vergangenheit gegeben, z.B. als es um eine neue Arbeitszeitregelung für München ging.

Der  Arbeitgeber hat schon mehrfach auf die Einigungsstelle zurückgegriffen,  wenn  es ihm in den Kram passte. Er hat also keinen Anlass, sie abzulehnen und zu verteufeln!

In dieser schwierigen Situation, in der wir alle zusammenhalten müssen, unterstützt bitte unseren Betriebsrat!

Macht nicht bei Versuchen mit, uns zu spalten!


Wehren wir uns gemeinsam gegen die Panikmache des Arbeitgebers! 




9 Kommentare:

  1. Danke für eure Engagement und das ihr euch nicht unterkriegen lasst!

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  2. Ich möchte nicht jede Sekunde überwacht und kontrolliert werden. „Big Brother is watching You“

    Ich unterstütze euch, lieber Betriebsrat und habe auch nicht auf der Unterschriftenliste unterschrieben. Ihr gebt immer euer Bestes und das was Hugendubel als Verhandlung versteht, ist nur eine Showveranstaltung mit Erpressung:
    „Entweder ihr lasst die Software so zu, wie wir das wollen, oder ihr werdet ausgegliedert“

    es wird versucht Ängste zu schüren, damit wir den Betriebsrat unter Druck setzen mit solchen unüberlegten Aktionen, wie diesem Flyer.

    Bei einer Unterschriftenliste gegen das Gebaren von Hugendubel, gegen Überwachung, gegen Outsourcing wäre ich dabei gewesen.
    Aber ich unterschreibe nicht gegen den BR!

    Man sollte sich vor solchen Aktionen überlegen, wer hier wen ausgliedern will, wer hier wen sekundengenau überwachen will und wer hier wen erpresst!

    Außerdem hat der BR uns über alles informiert und nicht ER hat die erste Verhandlung gecancelt und nicht ER hat den Sachverständigen abgelehnt.

    Es dürfte jedem klar sein, dass man für so eine Software jemanden braucht, der Ahnung hat, was mit dieser Software alles möglich ist und der bei der Verhandlung dabei ist.

    Nochmal:
    !!Die erste Verhandlung hat Honauer abgesagt!!
    Hier sollten die Tatsachen nicht verdreht werden!

    Der Oberhammer dann:
    die Personalleitung gibt dem BR öffentlich die Schuld für alles.

    Pfui

    Lasst euch nicht hinters Licht führen und behaltet einen klaren Kopf!

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  3. Einen Tag vor einem Gespräch zwischen BR und Hugendubel, fand zwischen 4 BR-Mitgliedern und der HSC-Belegschaft ein Treffen statt. Die Belegschaft sprach sich mehrheitlich für Verhandlungen aus. Das wurde von einem BR-Mitglied als Kapitulation bewertet. Das verstanden wir nicht. Nach dem Gespräch zwischen BR und Hugendubel bekamen wir die Rückmeldung vom BR, dass Hugendubel Verhandlungsbereitschaft gezeigt hat. Hugendubel meldete das auch so, nur wesentlich positiver. Das BR-Gremium beriet danach über das weitere Vorgehen und erklärte, für uns überraschend, die Verhandlungen für gescheitert. Deshalb appelliert die Mehrheit der HSC-Belegschaft an den BR, die Verhandlungen aufzunehmen und wünscht sich ein Gespräch mit dem gesamten Gremium.

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  4. Also ich verstehe diese Posts nicht. Das neue System soll doch die Arbeitsbedingungen verbessern, zumindest muss man doch in Erwägung ziehen, dass es das tun soll. Auch dieses Thema mit der 'umfassenden Kontrolle' verstehe ich nicht so recht. Ist es wirklich realistisch, dass im HSC jemand die ganze Zeit sekundengenau schaut, wer was wann tut? Glaubt ihr das wirklich? Wann wurde sowas je gemacht?
    Über die weit auseinander liegenden Positionen wurde doch auch noch nicht geredet. Vielleicht ist es ratsam einmal davon auszugehen, dass an allen Stellen irgendwie Fehler gemacht wurden, die Gemüter sollten sich beruhigen und man sollte miteinander reden. Reden und verhandeln ist die Aufgabe des BR und auch des AG. Bitte hört auch auf mit dieser Polarisierung und Verdrehung von Tatsachen. Schaut doch einfach mal auf wirkliche Beweggründe, realistische Möglichkeiten. Hört auf mit diesem Wir/Ihr. Schlussendlich sind wir alle Hugendubler und wollen es ja auch bleiben.

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    1. Also, dass den Beschäftigten im HSC von Hugendubel mit dem Verlust des Arbeitsplatzes gedroht wurde, wenn der Betriebsrat nicht schnell einer Vereinbarung zustimmt, war seitens unseres Arbeitgebers gewiss kein Fehler, sondern pure Absicht!
      Übrigens, wer sog. "Ticketsysteme" kennt, und ein solches soll jetzt im HSC zum Einsatz kommen, weiß genau, wie leicht damit die Arbeitsleistung eines jeden Einzelnen überwacht werden kann. Und das ohne große Mühen, wenn entsprechende Einstellungen gewählt werden. Berichte können zu jedem und allem erstellt werden, zu jeder Zeit, über jeden Zeitraum!!
      Natürlich verspricht der Arbeitgeber eine "Verbesserung" der Arbeitsbedingungen. Eine Verbesserung für sich nämlich!
      In solchen Systemen steckt zudem eine Menge Rationalisierungspotential, das durch den Einsatz von K.I. noch verstärkt wird.
      So wie ich es verstanden habe, gibts zwei Vorschläge für eine Betriebsvereinbarung: eine vom Betriebsrat und eine vom Arbeitgeber. Und die liegen offenbar weit auseinander. Drum hat Hugendubel ja anscheinend Knall auf Fall die Verhandlungen abgesagt, bevor sie überhaupt beginnen konnten.
      So, ich meine das sind die Tatsachen. Verdreht ist davon nix.

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  5. Es gab im HSC bisher deshalb keine Sekunden genau über Überwachung, weil es eine Betriebsvereinbarung gab, die das Resultat einer Einigungsstelle war. So einfach ist das. Und das der Betriebsrat dem Arbeitgeber anfänglich sehr weit entgegenkommen wollte und sehr optimistisch war, dass er damit beim Arbeitgeber etwas erreichen könne, hat er ja immer wieder betont. Aber letztenendes wurde von Arbeitgeberseite zwar sehr viel von verhandlungsbereit geredet, ein wirkliches Entgegenkommen war jedoch nicht erkennbar.

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  6. Es gibt im HSC jetzt schon einen Echtzeitmonitor auf dem die Vorgesetzten jede Sekunde bis zum Feierabend sehen können, wer was macht und wie lange man braucht. Sogar Klogänge!

    Monatliche Einzelauswertungen wurden (im gewissen Rahmen) durch eine Betriebsvereinbarung geregelt. Diese Vereinbarung wurde vom BR hart erkämpft: übrigens auch vor einer Einigungsstelle. Wenn der BR damals keinen Widerstand gegen die RundumdieUhrÜberwachung geleistet hätte, wären wir Mitarbeiter auch damals schon total überwacht worden

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